Pflege zu Hause - Hygiene ist das A und O

01.05.2021
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Wer zu Hause einen Angehörigen pflegt, achtet in der Regel auf gute Sauberkeit und Hygiene. Doch es gibt potenzielle Infektionsquellen, die im Alltagsstress leicht übersehen werden. Was für Gesunde kein Problem ist, stellt für alte und chronisch kranke Menschen rasch eine Gefahr dar – vor allem, wenn es sich um eine Infektion mit antibiotikaresistenten Keimen handelt.

Eine gute Hygiene beim Umgang mit kranken und pflegebedürftigen Menschen ist daher nicht nur in der aktuellen Corona-Pandemie wichtig.

Hände: Risikoherd Nr. 1
Etwa 80 Prozent der Infektionserkrankungen werden durch direkten Kontakt über die Hände übertragen. Die wichtigste Hygieneregel lautet daher: häufig und richtig Händewaschen. Das gilt für Angehörige ebenso wie für Besucher und ambulante Pflegedienste, die ins Haus kommen.Um Tröpfcheninfektionen zu vermeiden, sollten sich Personen mit Erkältung von immungeschwächten Menschen möglichst fernhalten oder einen Mundschutz tragen. Türklinken, Handläufe, Telefonhörer, Fernbedienungen, Lichtschalter, Kaffeekannen, Brotmesser – alle Gegenstände und Oberflächen, die von mehreren Personen häufig angefasst werden, können mit Erregern belastet sein und sollten regelmäßig sorgfältig gereinigt werden.

Hygienisch putzen, waschen und kochen
Jeder Bereich – etwa Küche, Bad, Fußböden – sollte seine eigenen Putzlappen bekommen, zur besseren Unterscheidung am besten in verschiedenen Farben. Die Lappen gehören nach jedem Putzen in die 60°C-Wäsche. Auch Kleidung, die direkt am Körper getragen wird, Bettwäsche, Handtücher und Waschlappen müssen bei 60 °C gewaschen werden.
Zum Geschirrspülen sind Spüllappen, die täglich gewechselt werden, am hygienischsten. Kochutensilien und Essgeschirr sollten nach dem Kochen und Essen nicht lange herumstehen, sondern direkt heiß abgewaschen oder in der Spülmaschine bei 60 °C gereinigt werden.
Biomüllbehälter in der Küche sind Tummelplätze für Pilze und Bakterien. Wer auf sie nicht ganz verzichten kann, sollte den Müll so häufig wie möglich entsorgen und den Behälter jedes Mal mit heißem Wasser und Reinigungsmittel säubern.

Vorsicht vor Lebensmittelinfektionen
Menschen mit geschwächtem Immunsystem sollten keine tierischen Lebensmittel roh verzehren. Dazu gehören zum Beispiel rohes Hackfleisch, rohe Mettwurst, Rohmilchkäse, Räucherlachs und bestimmte Eierspeisen oder Desserts. Für ein paar Minuten bei 70 °C erhitzt, sind tierische Lebensmittel kein Problem. Das gilt auch für Reste, die aufgewärmt werden. Gemüse und Obst werden am besten geschält, zumindest aber gründlich unter fließendem Wasser gewaschen.
Um zu verhindern, dass der Kühlschrank zur Keimschleuder wird, sollte dieser regelmäßig überprüft und gereinigt sowie vergessene oder länger abgelaufene Lebensmittel entsorgt werden.

Was tun bei Infektionen mit resistenten Keimen?
Antibiotikaresistente Keime kommen am häufigsten im Krankenhaus vor. Doch auch pflegebedürftige Menschen im häuslichen Umfeld können infiziert sein. Angehörige und Pflegepersonal sollten wissen, was in diesem Fall zu tun ist und wie sich eine Ausbreitung der Keime verhindern lässt.
Patienten, die sich im Rahmen einer Behandlung im Krankenhaus mit antibiotikaresistenten Keimen infiziert haben, werden in der Regel vor Ort behandelt und erst dann nach Hause entlassen, wenn die Infektion ausgestanden ist.
Es kommt aber auch vor, dass ein Patient auf Anraten der behandelnden Ärzte schon früher nach Hause kommt. Angehörige sind dadurch in der Regel nicht gefährdet, denn ein intaktes Immunsystem wird mit antibiotikaresistenten Keimen fertig. Immungeschwächte Personen, Säuglinge und Schwangere sowie Personen mit offenen Wunden sollten jedoch achtsam sein und engen Körperkontakt vermeiden.

Auch Hörgerät und Brille desinfizieren
Um eine Ausbreitung der Keime im Haushalt zu verhindern, gelten vorübergehend ein paar zusätzliche Hygieneregeln. Wo üblicherweise gründliches Waschen ausreicht, sollte sorgfältig desinfiziert werden. Ein geeignetes Händedesinfektionsmittel und ein Desinfektionsspray für Oberflächen sollten immer bereitstehen. Nicht zu vergessen sind dabei Gegenstände des täglichen Gebrauchs, wie zum Beispiel Fernbedienung, Hörgerät und Brille.
Unterwäsche, Laken und Bettbezüge werden am besten mit einem desinfizierenden Waschmittel bei mindestens 60 °C gewaschen. Sinnvoll ist es, die Schmutzwäsche des Patienten in einem separaten Wäschebeutel zu sammeln.
Das Badezimmer, vor allem Toilette und Dusche, müssen sorgfältig gereinigt und bei Bedarf desinfiziert werden. Am hygienischsten ist es, den verwendeten Putzlappen anschließend direkt in die Wäsche zu geben. Da schon kleine Verletzungen als Eintrittspforte für Keime dienen können, sollte der Patient eine eigene Nagelschere und gegebenenfalls einen Einmalrasierer verwenden.

Ambulanten Pflegedienst informieren
Wer einen ambulanten Pflegedienst beauftragt hat, muss diesen unbedingt über das vorübergehende Risiko durch antibiotikaresistente Keime informieren. Die Pflegekraft wird insbesondere bei Tätigkeiten mit hohem Infektionsrisiko wie Wundversorgung oder Katheterwechsel Schutzmaßnahmen ergreifen. Das dient zum einen der eigenen Sicherheit, zum anderen wird so verhindert, dass die Keime auf andere Pflegebedürftige übertragen werden.
Wenn die Infektion überstanden ist, können die zusätzlichen Hygienemaßnahmen nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt entfallen.

Hygiene bei der Pflege

  • Machen Sie einen Pflegekurs, damit Sie die Körperpflege richtig durchführen können. Dort erhalten Sie auch entsprechende Hinweise zu den Hygieneanforderungen und den erforderlichen Hygieneartikeln, z. B. Einmalhandschuhe, Mund-Nasen-Schutzmaske.
  • Sollten Sie sich selbst krank fühlen, halten Sie Abstand zum Pflegebedürftigen. Im Krankheitsfall sorgen Sie für Pflegeersatz durch einen ambulanten Pflegedienst. Sie können auch Kurzzeitpflege beantragen. Informationen dazu erhalten Sie bei Ihrer Pflegekasse.
  • Weisen Sie Besucher und Betreuer auf die Infektanfälligkeit des Pflegebedürftigen hin und erklären Sie ihnen die besonderen Hygieneanforderungen.
  • Im Falle einer Erkrankung des Pflegebedürftigen wenden Sie sich an den Arzt. Er wird ggf. weitere Maßnahmen einleiten und entscheiden, ob der Pflegebedürftige weiter zu Hause versorgt werden kann.

 

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